Die zehn Plagen by Bach Laurent

Die zehn Plagen by Bach Laurent

Autor:Bach, Laurent [Bach, Laurent]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi/Thriller
Herausgeber: Bruno-Gmünder-Verlag <Berlin>
veröffentlicht: 2014-06-25T22:00:00+00:00


Freitag, 9. November

Als Claude aufwachte, meinte er, exotische Düfte zu riechen. Er schnupperte an Mahmouts Haaren, dann an seinem Nacken. Laternenlicht fiel durch das Fenster. Sein junger Prinz lag vor ihm, den Rücken an ihn geschmiegt, die braune Haut rein wie ein feiner Sandstrand. Seine dezenten Muskeln zuckten noch im Schlaf. Natürlich hatten sie nicht lange enthaltsam nebeneinandergelegen, doch man konnte auch nicht sagen, dass sie miteinander geschlafen hatten. Das Streicheln, Küssen und Liebkosen hatte solche Ausmaße angenommen, dass Mahmout Angst bekommen hatte. Claude hätte schwören können, dass sie gemeinsam zum Zuge hätten kommen können, doch mittendrin war Mahmout aufgesprungen und in die kleine Toilette gelaufen. Claude hatte ganz leise sein Stöhnen hören können, als er sich dort befriedigt hatte. Der Junge hatte Angst vor dem letzten Schritt, der ihn von seiner bisherigen Welt in eine neue führen könnte. So feinfühlig und sensibel hatte er Mahmout gar nicht eingeschätzt. Die Scham, das Unwohlsein und das Fremde überwogen momentan noch das Verlangen. Kurzum: Mahmout war noch Jungfrau. Irgendwie jedenfalls.

Claude stützte sich auf den Ellbogen und küsste ihn auf die Schulter. Sie hatten auf dem Schlafsack gelegen und sich nur mit der dünnen Decke und ihren Körpern gewärmt. Nun spürte er jeden Knochen im Leib. Obwohl es noch dunkel war, konnte er so jedenfalls nicht mehr schlafen. Nach einer Katzenwäsche weckte er Mahmout. Er musste in dessen Wohnung. So wie er sich fühlte – mit ungeputzten Zähnen, unrasiert, stinkend – konnte er nicht unter die Leute treten.

»Kleiner, wach auf«, flüsterte er und biss in Mahmouts Ohrläppchen. Mahmout drehte sich um, und in diesem Augenblick glaubte Claude, noch nie etwas Schöneres gesehen zu haben als dessen dunkle, funkelnden Augen. Warum nur kam ihm jetzt Julien in den Sinn? Verdammt, er wollte nicht an seinen Liebsten denken. War es die dezente Hakennase, die Mahmout mit Julien teilte? Oder das Lächeln? Claude seufzte und gab ihm einen Klaps auf den Rücken.

»Aufgestanden, ein anstrengender Tag liegt vor uns. Mir ist eingefallen, wie wir den Täter aus seiner Deckung locken können. Falls du ihn siehst, meine ich.«

Auf dem Weg zur Esplanade des Clavières erklärte Claude seinem neugierig gewordenen Freund, was er vorhatte. Mahmout war nicht angetan, doch er gab letztendlich nach. Als sie den Hausflur betraten, schaute er auf die Uhr. »Halb sechs. Sei leise.«

»Warum denn? Schlafen deine Leute so leicht?«

»Du wirst schon sehen.«

Behutsam schloss Mahmout die Tür auf und lotste Claude in den dunklen Flur. Im Salon brannte bereits Licht. Mahmout legte den Finger auf den Mund und winkte ihn an der Tür vorbei. Durch den Türspalt sah Claude Monsieur Semmadi, der auf einem kleinen Teppich kniete, die Augen geschlossen, die Lippen bewegten sich. Dann beugte er sich nach vorn.

»Betet er?«, fragte Claude.

»Ja, Shuruk.«

»Klar, Shuruk, wie konnte ich das vergessen«, sagte Claude und nahm ein T-Shirt und eine Zahnbürste von Mahmout entgegen. Nachdem sie vorsichtshalber das Gebet abgewartet hatten, schlichen sie unter strengsten Sicherheitsmaßnahmen zusammen ins Bad. Schweigend erledigten sie schnell die Morgentoilette, dann versteckten sie sich wieder in Mahmouts Zimmer, wo Claude es sich am Computer gemütlich machte.



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